TRADITIONELLE CHINESISCHE TUSCHEMALEREI
Philosophie
Die Kunst der chinesischen traditionellen Tuschemalerei, die auf der über fünftausendjährigen chinesischen Philosophie und Denkweise basiert, gehört zu den wertvollsten Schätzen der Weltkultur.
Die Chinesische Malerei ist eine Ausprägung der chinesischen Kunst und damit der chinesischen Kultur.
Die chinesische Malerei strebt nach einer Natürlichkeit, Stille und Gelassenheit, die auf den Ursprung des Daoismus (Yin-Yang-Gegensatz) zurückzuführen ist. Während westliche Maler sehr viel Mühe auf die Darstellung von Licht und Schatten verwenden, stellt ein chinesischer Tuschemaler Schärfe oder Kontur vor allem durch den gezielten Einsatz der nassen bzw. der trockenen Maltechnik dar. Der nasse Strich steht dabei für das weibliche, weiche, diffuse Yin-Prinzip, der trockene für das männlich-harte und lichte Yang.
Malstile
Man unterteilt die traditionelle chinesische Malerei in zwei verschiedene Malstile:
Der Xie-Yi Stil (Freihand-Stil oder Intuitiver Stil) welcher mit sparsamen Pinselstrichen den Sinn der Dinge ausdrückt, und es ermöglicht rasch ein Bild zu vervollständigen. Die reduzierten Striche sollen lebendig und dynamisch sein. Sie werden intuitiv in schnellem Tempo gesetzt, um den Gedanken keinen Raum zu lassen. Denken wir erst nach, wo eine Linie hingehört, wird die Darstellung starr und „gewollt“! Es geht nicht um Perfektion, sondern um Lebendigkeit.
Der Gong-Bi Stil (präziser Stil), dieser Stil wird als höfische Malerei bezeichnet.
Der Aufbau des Bildes – Die Komposition
Eine traditionelle Regel besagt: in einem Gemälde, ein Drittel Fülle, zwei Drittel Leere (aber diese Regel ist natürlich nicht starr auszulegen). Die Leere wird als der Zustand höchster Vollkommenheit angesehen.
Die höchste Kunst besteht darin, die Leere inmitten der Fülle selbst einzuführen, ob es sich um eine Einzelheit, oder um den Aufbau des Ganzen geht. Man nennt es „die fünfte Dimension“. Sie wird angesehen als eine Dimension, die Zeit und Raum übersteigt und das jungfräuliche Papier wird als ursprüngliche Leere begriffen, von der alles ausgeht.
Die Verbindung zwischen Leere (weißes Papier) und Farbe (Tusche) hat ihr spirituelles Fundament in einer berühmten buddhistischen Äußerung: „Farbe ist Leere, Leere ist Farbe.“
Die vier Edlen
Bambus, Wilde Orchidee, Chrysanthemen und Pflaumenzweige werden in China und Japan als „die vier edlen Herren“, „die Jahreszeiten“ oder auch als „Lebensabschnitte“ bezeichnet.
Die vier Edlen stehen auch für die Abfolge Frühling (Pflaume), Sommer (Orchidee), Herbst (Chrysantheme) und Winter (Bambus).
Jedes Motiv lehrt einen neuen Pinselstrich.
Lotus (Lian) gilt in Asien als göttliche Pflanze. Sie symbolisiert in den östlichen Religionen die Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und bedingungslose Liebe. Außerdem ist sie ein Symbol für den Lauf der Gezeiten. Die Lotusknospe wird dem Frühling (Zukunft), die pralle Blüte dem Sommer (Gegenwart), die vergehende Blüte (Vergangenheit) dem Herbst und die Samenkapsel dem Winter zugeordnet. So ist sie ein Symbol des ewigen Kreislaufes.
„Willst du einen Bambus (Zhu) malen, so musst du zum Bambus werden.“
Chinesisches Sprichwort
Seine Besonderheiten, der grade Wuchs, die Elastizität und seine hohlen Kammern gelten als Sinnbild des menschlichen Charakters. Beständig in seiner Haltung, soll der Mensch gerade und aufrecht seinen Weg gehen. Die leeren Kammern des Bambus stehen in der chinesischen Philosophie für die angestrebte Leere, aus der alles Neue entstehen kann.